Immer mal wieder werden Unternehmen in E-Mails von Gelbes Branchenbuch dazu aufgefordert, ihre Daten zu korrigieren und zu ergänzen. In der Regel sind einige Kontaktdaten in der PDF vorausgefüllt, gern auch ältere, und einige andere fehlen.
Der eine oder andere wird nun verleitet sein, die eigenen Unternehmensdaten zu vervollständigen und an info@gelbesbranchenbuch.com per E-Mail bzw. die ausgefüllte PDF per FAX an 0060 321 784 397 (0060 ist übrigens Landesvorwahl von Malaysia) zu schicken.
Liest man sich den Eintragungsantrag genauer durch, und achtet dabei auch auf das Kleingedruckte, dann wird schnell klar, dass dieser nutzlose1 Branchenbucheintrag recht teuer wird. Genauer gesagt geht es hier um einen Premiumeintrag unter gelbesbranchenbuch.com, der mit 65 € (ob netto oder brutto bleibt unklar) zu Buche schlägt. Da sich die Vertragslaufzeit auf 3 Jahre beläuft, kommen somit schon mal 2.340 € zusammen.
Wer steckt hinter „Gelbes Branchenbuch“
Diese E-Mail, um die es hier geht, ging an einen meiner Kunden hier in der Region. Der Absender war Portia Keaveney info@gbbookmailing.net und die Empfängeradresse eine seit Jahren nicht mehr aktive genutzte E-Mail.
Sehr geehrte Firma Mustermann,
hiermit informiere ich Sie gemäss den geltenden Datenschutzbestimmungen über die zu Ihrem Unternehmen gespeicherten Daten (Adresse, Telefon, Fax, E-Mail) sowie der Branchenzuordnung.
Sollten Sie Änderungswünsche haben, so wird um entsprechende Mitteilung ersucht. Zudem verweise ich Sie auf den optionalen PBE gem. PDF. Die bezeichneten Daten sind öffentlich einsehbar.
Freundliche Grüsse
Portia Keaveney
Sie erhalten diese E-Mail unter Einhaltung der geltenden gesetzlichen Bestimmungen zum E-Mailverkehr und ihrer Zustimmung. Sofern Sie keinen weiteren E-Mailkontakt wünschen, bitte ich um entsprechende Mitteilung (unregister@gbbookmailing.net).
TC Complex, Ajeltake Rd., Majuro, MH 96960.
Einen Eintrag der Firma gibt es wahrhaftig unter www.gelbesbranchenbuch.com. Wer weiß, wo hier irgendwann einmal Daten eingekauft oder anderweitig akquiriert wurden. Sie müssen in diesem Beispiel allerdings schon mehr als 10 Jahre alt sein.
Impressum, Anschrift, Kontakt
Auf ein Impressum hat man beim Gelben Branchenbuch komplett auf einen Ansprechpartner verzichtet. Hier steht lediglich: „Das Gelbe Branchenbuch ist Produkt einer internationalen Investorengruppe.“
Im Bereich Kontakt auf der Webseite lässt sich lediglich ein Formular finden. Wohin das versandt wird? Keine Ahnung!
Eine Zeile im „PDF-Vertrag“ weist auf eine Anschrift auf den Marshall Inseln im Pazifik hin:
Auftragnehmer & Vertragspartner: GBB Ltd., Trust Company Complex, Ajeltake Rd., Ajeltake Island, Majuro, Marshall Islands, MH 96960. Company Number: 37214. Auf Google Maps sind auf dem Archipel ein paar kleine Wohnhäuser zuerkennen. Sicher mit ganz vielen Briefkästen an der Toreinfahrt.
Die angegebene FAX-Nummer nutzt eine Vorwahl von auf Malaysia.
Das Hosting der Website führt zu hostgator.com (unifiedlayer.com) in den USA. Einen sinnvollen Whois-Eintrag gibt es nicht.
PDF-Anhang von Gelbes Branchenbuch
Das ist die Original-PDF von Gelbes Branchenbuch als Screenshot. Wer das korrekt ausfüllt und an den „Auftragnehmer“ sendet, hat sicher einige Kosten und viel Ärger.
Das Kleingedruckte
Ich habe die wichtigen 2, 3 Sätze hervorgehoben. Es steht ja prinzipiell auch alles da:
- Preis pro Monat für den Premiumeintrag = 65 €
- Vertragslaufzeit von 3 Jahre mit automatischer Verlängerung, falls nicht rechtzeitig gekündigt wird
- Forderungen werden an ein Inkassobüro abgetreten (meine Interpretation)
- es gilt tschechisches Recht mit dem Gerichtsstand in Klatovy im Westen der Tschechischen Republik
Der Auftragnehmer (GBB Ltd., siehe letzte Zeile, im Folgenden AN) behält sich das Recht vor, die Eintragsdaten auf ihre Korrektheit zu prüfen und ggf. anzupassen sowie Rechtschreibfehler des Auftraggebers (AG) zu korrigieren. Der bestellte Premium Business Eintrag erfolgt unter www.gelbesbranchenbuch.com. Die Annahme dieses Angebots erfolgt durch die Unterschrift durch den AG.
Der Preis des Premium Business Eintrags beträgt 65 Euro pro Monat, zahlbar jeweils jährlich im Voraus (780 EUR); es wird ein Zahlungsziel von zehn Tagen nach Rechnungsdatum vereinbart. Die Fakturierung kann durch den AN oder eine Fakturierungsgesellschaft erfolgen, die hierzu berechtigt ist.
Die Vertragslaufzeit beträgt drei Jahre und verlängert sich jeweils um ein weiteres Jahr, wenn nicht spätestens drei Monate vor Ablauf des jeweiligen Vertragszeitraums gekündigt wird. Der AG kann während der Vertragslaufzeit jederzeit kostenfreie Datenkorrekturen beantragen.
Das Gelbe Branchenbuch und der AN stehen mit den Gelben Seiten der DeTeMedien GmbH in keiner geschäftlichen Beziehung. Sofern derselbe Komfort und dieselbe Werbewirksamkeit gegeben ist, kann die Internetveröffentlichungsdomain geändert werden.
Der AN ist berechtigt, aus dem Vertrag resultierende Forderungen jederzeit ganz oder teilweise an Dritte abzutreten. Es gilt das Recht der Republik Tschechien als vereinbart. Gerichtsstand ist Klatovy (Klattau), Tschechien. Mit Unterschrift bestätigt der AG, diesen eine A4 Seite umfassenden Vertrag gelesen und verstanden zu haben.
Dabei ist das Angebot (die Offerte) gar nicht so unmissverständlich
Eigentlich müsste ich an dieser Stelle sagen, dass jemand, der dieses Angebot wirklich ausgefüllt, unterschrieben und an Gelbes Branchenbuch zurück geschickt hat, den kostenpflichtigen Eintrag jetzt auch gewollt und verdient hat. Es steht eindeutig im Angebot, dass es sich um ein kostenpflichtiges Angebot handelt.
Natürlich kann es für viele auf dem ersten Blick die sicher gewollte Verwechselung mit den Gelben Seiten geben. Auch hier gibt es Premiumeinträge mit gewissen Vorteilen, jedoch wird die DTM Deutsche Tele Medien GmbH als Betreiber, dies den eigenen Kunden sicher nicht durch die Hintertür versuchen unterzujubeln.
Verschiedene Portale warnen seit Jahren vor dieser und ähnlichen Maschen. So unter anderem:
- das Landeskriminalamt Niedersachsen im Beitrag „Kostenfalle Gelbes Branchenbuch – Gewerbe und Co bekommen Mail zum Eintrag von Daten“
- die Kanzlei Stefan Loebisch Passau im Beitrag „Branchenbuch-Falle und DSGVO: Gelbes Branchenbuch der GBB Ltd.“
- der Gewerbe-Profi im Beitrag „Branchenbuch Abzocke – so wehren Sie sich! Wie arglose Unternehmer mit der Branchenbuch Abzocke geprellt werden“
- Verbraucherschutz.de im Beitrag Vorsicht vor Mails von info@gbranchenbuchat.com, angeblich Gelbes Branchenbuch (hier lief das ganze noch unter einem anderen Namen)
Hier lässt sich auch nachlesen, was Empfehlungen für Vorgehensweisen sind, wenn plötzlich Rechnungen und Mahnungen vom Gelben Branchenbuch eintreffen und man nicht gewillt ist, diese zu begleichen. Eine gute Rechtsberatung sollte man als Gewerbetreibender sowieso haben. Eine entsprechende fachliche Beratung ist in diesem Fall sicher immer zu empfehlen.
Hierbei handelt es sich um meine persönliche Meinung und um meine Erfahrungen aus vielen Jahren Beratung im Bereich Online Marketing.
Schaut man sich mit entsprechenden Tools (Sistrix, SimilarWeb) aus der Suchmaschinenoptimierung die Website gelbesbranchenbuch.com an, so wird schnell klar, dass diese Seite so gut wie nicht besucht wird und auch für keinerlei halbwegs relevante Suchbegriffe in Suchmaschinen gefunden wird.
Ein Unternehmenseintrag dort wird demnach kaum einen Interessenten bringen. Für solch eine ‚Marketingmaßnahme‘ halte ich persönlich die Kosten von 2.340 € für etwas zu hoch. Wobei das am Ende natürlich jeder für sich entscheiden muss.
Ansonsten spricht natürlich nichts dagegen, das eigene Unternehmen in Branchenportalen einzutragen. Sicher vor allen in Google My Business und bei Bing Places for Business. Aber auch bei den bekannten Portalen wie u.a. die Gelben Seiten, Das Örtliche sowie branchenspezifische und regionale Portale. Auch kostenpflichtige Eintragungen können hier durchaus vorteilhaft sein. Diese Bezahldienste müssen (aus meiner Sicht) jedoch transparent kommuniziert werden.
Achtung Fake: Kostenfallen wie Gelbes Branchenbuch & Co.
Damit möchte ich meine Ausführungen zum Gelben Branchenbuch auch beenden. Ich denke bei vielen wird solche eine E-Mail direkt und automatisch im Spam-Ordner landen. Falls dem nicht so ist, sollte der Spam-Filter entsprechend nachjustiert werden. Sowas gehört nicht in den Posteingang.
Ist man sich unschlüssig, hilft es stets solch ein Dokument komplett zu lesen und ggf. einfach danach zu googeln. Vielfach lassen sich Veröffentlichungen zu Spam und Kostenfallen recht leicht im Internet finden.
Mit schöner Regelmäßig wird Unternehmerinnen und Unternehmern versucht, irgendein vermeintlich wichtiger Branchenbuch-Eintrag unter zu schieben. Mal direkt, weil ein Vertriebsmensch am Telefon dies überzeugend erklären kann und man selbst keine Ahnung von diesen Dingen hat. Ein anderes mal wird vorgeschoben, dass man Google Partner sei oder direkt mit dem Suchmaschinengiganten zusammen arbeite und man sonst aus Google gelöscht werden würde bzw. man weiter nach hinten in den Rankings verschoben wird. Alles Quatsch!
Aber auch Faxe oder Briefe, am besten auf typischen Verwaltungspapier verfasst, sind eine beliebte Masche. Dazu ein Firmenname, der irgendwie wichtig klingt oder Ähnlichkeit mit einer bekannten Marke hat. Auch die Corona-Krise wird gern genutzt, um Gewerbetreibenden Angst zu machen oder sie in eine Kostenfalle zu locken.
Stets wachsam sein und Vorsicht walten lassen bei solchen Dingen. Und natürlich gehört spätestens jetzt solch ein Angebot in den Schredder, wenn man es wahrhaftig bereits ausgedruckt haben sollte.
Sind Sie bist du eventuell schon einmal (fast) aus solch eine miese Masche hereingefallen? Wenn Sie mögen / wenn du magst dann schreib es doch in die Kommentare!